Tagebuch

Hola Amigos 


Endlich ist unser Gepäck vollständig. Es ist Nacht und Havanna empfängt uns mit angenehmen  20°C. Am Flughafen ist die Hölle los.  Nach einer Vor- und Rückwärtsfahrt findet der Taxifahrer unser Casa. In der Dunkelheit ist das nicht so einfach mit den Hausnummer.  Wir klingeln an der 873. Die Tür geht auf und ein freudiges Volker wird gerufen.  Jorge empfängt uns herzlich.  Total geschafft lehnen wir alle Angebote in Form von Kaffee und Tee ab. Wir genießen das warme Rinnsal aus der Dusche und fallen,  mit Blick auf den Eiffelturm,  ins Bett.

Die Tochter des Hauses verwöhnt uns mit einem tollen Frühstück.  Gestärkt mit frischer Papaya,  Ananassaft,  Spiegeleier usw.  habe ich schon wieder Hummeln im Hintern.  Die Biester ziehen mich zur Hafenpromenade "Malecón".  Schon der Weg dorthin ist mit vielen Eindrücken bestückt.  Als Touristen unschwer zu erkennen,  bekommen wir aus jeder Ecke ein zu frühes "Happy New Year"  zugerufen. Der Tag zieht sich.  An Mittagsschlaf ist nicht zu denken,  denn die Boxen des Nachbarn füllen den Raum aus und die volle Lautstärke wird getestet.  Auch wenn die Musik toll ist,  machen wir uns wieder auf den Weg.  Die Türen der Häuser stehen offen und man blickt direkt ins Wohnzimmer.

In der Altstadt spielen an jeder Ecke Livebands. Alle Menschen sind auf der Straße und wir lassen uns von der guten Stimmung anstecken.  Jedenfalls bis 22.30 Uhr.  Länger schaffen wir es nicht.  Nur kurz aufs Bett legen.  Um 24.00 Uhr schrecken wir von den Neujahrsgratulationen auf, machen das Licht aus und schlafen weiter.
Endlich im Rhythmus freuen wir uns auf den Kaffee.  Oh,  der Tisch ist leer.  Jessica sieht uns erschrocken an. Nach dieser kurzen Nacht ist ein Frühstück nicht zumutbar und wir machen uns auf den Weg.

Internet ist in diesem Land nicht sehr gut vertreten und wir können leider nicht posten. Die wenigen mögliche Stellen sind unschwer zu erkennen.

Es macht sehr viel Spaß in dieser quirligen, abwechslungsreichen und interessanten Stadt. Wenn wir etwas suchen, bekommen wir keine Beschreibung, sondern werden den ganzen Weg begleitet. So treffen wir auch auf einen ehemaligen Tänzer, den wir aus dem Fernsehen kennen.

Wir kommen an den zwei Lieblingsbars von Ernest Hemingway vorbei. In einer sitzt er noch.

Am Ufer beobachten wir Pelikane, die wie Pfeile ins Wasser schießen. Johnny, Cubas bester Rapper spricht uns an. Er liebt Deutsche und bietet uns einen kostenlosen Song an. Cool, er kann was. Mit küssender Umarmung und Liebesschwur verabschiedet er uns...


Pünktlich kommen wir zur Autovermietung. Leider ist unser Chinese noch in einem Stadtteil von Havanna. Keiner weiß, wie lange es dauert. Vielleicht 20 oder 40 Minuten. Nach 1 1/2 Stunden bekomme ich einen Stuhl angeboten. Nach 2 1/2 Stunden verschwindet das Personal für 10 Minuten zum Lunch. Als sie nach 45 Minuten wieder kommen, haben sie eine freudige Nachricht für uns. Der Geely kommt in 5 Minuten. Nach 4 Stunden fahren wir endlich Richtung Westen. Die leere Autobahn teilen wir nur mit 1-PS-Fahrzeugen und Ochsen.

Unser Ziel ist das Valle de Vinales. Ein wunderschönes Gebiet mit den bizarren Mogotes (grüne Kegelkarstfelsen "Elefantenbuckel"). Auch Tabak wird hier angebaut.  Im Dorf Vinales sind die Straßen voller Menschen.  Unser Gefühl gibt uns recht. Alle Zimmer sind belegt. Sogar die Hotels. Weit und breit keine Schlafmöglichkeit. Inzwischen ist es dunkel und eine Weiterfahrt,  wegen der Tiere und unbeleuchteten Fahrzeuge,  zu gefährlich. Ich soll einen letzten Versuch starten und frage einen Mann.  Schon sitzt er bei uns im Auto. "This is a car from my Company".  So ein Zufall.  Er lotst uns dort- und dahin, telefoniert,  natürlich ohne Erfolg.  Wir werden wohl im Wagen schlafen. Das gefällt ihm nicht und nach langer Überlegung navigiert er uns durch die Dunkelheit und wir sollen das Auto abstellen. Durch die Finsternis stolpernd landen wir im Haus seiner Mutter.  Alexandre versichert uns,  dass Brigitta nachts ganz ruhig ist.  Es gibt kein fließendes Wasser,  aber das Bett sieht so verlockend aus,  dass wir sofort zusagen. Nachdem wir uns mit der Kelle erfrischt haben,  fallen wir todmüde ins Bett.

Was für eine Nacht.  Erst weiß der Hund unterm Fenster nicht,  ob er bellen oder knurren soll und macht beides in voller Lautstärke. Das Haus hat keine Glasfenster,  sondern nur Holzläden. Innen sind die Räume nur mit Vorhängen getrennt.  Jetzt Schnarcht Alex wie ein Walross. Dann fängt der Hahn immer wieder an zu Krähen.  Zwischendurch gaggern die Hühner und drei Schweine grunzen. Alles freilaufend.
Die Sonne scheint und wir staunen nicht schlecht über den tollen Ausblick.

Alex organisiert uns einen Reitausflug. Mit Mojito und Chocolat traben wir dahin. Hilberto,  der Pferdebesitzer läuft hinterher.  Seit einem Autounfall vor 5 Jahren tut ihm das Reiten nicht mehr so gut. Der Boden ist durch den Regen gestern total aufgeweicht. Eine wunderschöne Landschaft.  Wir erfrischen uns mit Kokoswasser, probieren braunen Rum und stoppen an einer Höhle.  Dort pressen wir uns durch enge dunkle Gänge. Doch bevor ich Schnappatmung bekomme,  sind wir schon wieder draußen. Die letzte Station ist die Tabakverarbeitung. Aus einem getrockneten Blatt wird der Strunk, der das Nikotin beinhaltet, rausgezogen,  dann beide Hälften aufeinandergelegt und gerollt. Noch ein äußeres Blatt drumrum und sie ist zu erkennen.  Da die Zigarre aber noch schwingt, wird sie 2 Tage mit Papierummantelung gepresst. So eine haben wir jetzt im Mund.

Eigentlich genug erlebt für heute.  Doch Alex hat einen Freund,  der Guide in der größten Höhle Kubas ist.  Die letzte Tour war vor einer Stunde,  doch wir bekommen eine Privatführung von hinten.  Erst laufen wir durch ein Gebüsch,  dann eine steile Felswand hoch, bis wir vor einer Stahlgitter-Absperrung stehen.  Verboten zwängen wir uns durch eine seitliche Lücke.  Jesus persönlich führt uns durch einen Teil der 45 Kilometer langen Höhle, in den keine Touristen kommen.  Wahnsinn,  ein Wunder der Natur.

Jetzt wollen wir nur noch den Schweiß loswerden. Brigitta macht uns einen lauwarmen Eimer Wasser,  aus dem wir genießerisch schöpfen.  Noch kurz den Sonnenuntergang auf dem Schaukelstuhl der Veranda zwischen Bananenbäumen genießen und dann an den reich gedeckten Tisch setzen. Fisch, Süßkartoffeln,  Salat,  Reis mit schwarzen Bohnen und die frittierten Bananenchips schmecken köstlich.

Nach dem Frühstück verabschieden wir uns von diesen überaus herzlichen Menschen und fahren in das von Alex empfohlene Paradies,  ans äußerste Ende der Insel. Den Schlaglöchern, Leguanen, Ferkel, Rehe usw weichen wir aus. Oje, was ist das? Die Straße ist gesperrt. 60 Kilometer vor dem Ziel und die einzige Möglichkeit. Ach so, Kontrolle. Er möchte die Hotelreservierung und unsere Pässe sehen . Mit einem Zettel mehr im Gepäck erreichen wir Las Tumbas, Villa Cabo San Antonio. Ein schneller Kleidungswechsel in der geräumigen Holzhütte und wir tauchen in die Karibik. Alleine genießen wir den Traumstrand. Wenn man die Millionen Sandfliegen abzieht.

Die vorderen Reifen brauchen  Luft. Diese bekommen wir 3 Kilometer weiter.  Wir fragen einen Mann,  der daraufhin in eine Richtung schreit.  Wenige Minuten später kommt ein Wagen.  Volker beobachtet schockiert die Taucherflasche und sieht den Reifen schon platzen.  Doch die Jungs haben es drauf und der Luftdruck wird einfach durch Klopfen geprüft...


Ein Relaxtag ist genug und es zieht uns weiter nach Puerto Esperanza. Die Straße ist stellenweise so schlecht,  dass wir nur im Schritttempo vorankommen. Das verschlafene Dorf empfängt uns mit Sturm und tief hängenden Wolken.  In unserer tollen Privatunterkunft serviert man uns leckeren Lobster.

Wir sind bereit für Zentralcuba. In Cienfuegos finden wir wieder ein freundliches Zimmer. Nach dem Sonnenuntergang trinkt Volker in einer Bar einen Mojito. Ich habe Zitronenallergie und mein Magen hat keine Lust auf Alkohol. Der Barkeeper lässt mir keine Ruhe und möchte unbedingt etwas mixen. Jetzt schlürfen ich an einem Zuckerwasser mit Pfefferminzblättern und Eiswürfel. Ein junger Cubaner reißt mich aus dem Sessel. Bei der Musik bleibt kein Hintern still und wir tanzen Salsa. Ein Nelson Mandela-Double, wiegt sich im Rhythmus. Da ich die einzige Frau bin,  liege ich schon wieder in fremden Armen.

Das schöne Frühstück rutscht leider durch. Montezumas Rache hat uns erwischt.  Von Toilette zu Toilette schleppen wir uns zum schönsten Plaza Cubas.  Zwischen Rum- und Biertrinkern sitzen wir mit Kamillentee. Ein paar Immodium haben wir dabei,  gehen aber vorsichtshalber zur Farmacia. Wir reihen uns in die Schlange und beobachten fast eine Stunde lang die entspannte Abwicklung.  Ohne Computer und Kasse werden endlos Zettel geschrieben.

Zurück in der Casa ist Jorge schon in den Vorbereitungen für unser Abendessen. Tänzelnd schwingt er die Töpfe, doch die Musik klingt eher wie spanisches SWR 4. Strahlend bringt er eine Flasche braunen Rum,  Ich lehne dankend ab und bekomme Tee.  Die Vorspeise kommt:  Bohnensuppe. Ob das gut geht. Dann der Fisch mit Gemüse,  Reis und frittierte Bananen.  Der Koch wird hoch gelobt und schon liegt eine extra Portion auf dem Teller. Während ich noch am Salat knabbere,  kommt der Nachtisch: ein Stück Kokoskuchen mit 2 Kugeln Eis. Wenn wir die Nacht überleben,  kann uns nichts mehr passieren,

Das Abendessen noch nicht verdaut, sitzen wir schon wieder am Tisch. Falls ihr jemals nach Cienfuegos kommen solltet, müsst ihr unbedingt bei Jorge wohnen. Er gibt uns die Adresse von seiner Schwester in Trinidad. Sie ist zwar ausgebucht, wird uns aber ein Zimmer besorgen. Wir landen bei Esther in einem Kolonialhaus. Touristen suchen verzweifelt Unterkünfte. Die Stadt ist Weltkulturerbe. Von jeder Ecke hören wir Livebands. Ein hupender Konvoi bekommt unsere Aufmerksamkeit. Ein Highlight jedes Mädchens ist der 15. Geburtstag, denn jetzt ist sie erwachsen.

Das Frühstück haben wir wohl zu früh bestellt, denn Esther bereitet es im Nachthemd zu. Als wir aufbrechen liegt sie im Bett der abgereisten Argentinier.

Wir fahren in die Berge und entdecken wunderschöne Ausblicke.

Den Mittagsfisch nehmen wir direkt an der Karibik ein.

Wir erkunden die Seitenstraßen und hören Trommelmusik. In einem Wohnzimmer tanzen sich weiß gekleidete Kubaner in Extase. Irgendwann ist wohl der letzte böse Geist entflohen und der rote Häuptling kippt um.

Ich verschenke Stifte von zu Hause. Unglaublich, wie sich Menschen über so eine Kleinigkeit, welche sie hier nicht bekommen oder leisten können, freuen.

Der Abschied von Esther fällt uns sehr schwer.  Die quirlige alte Dame hat uns in ihr Herz geschlossen. Noch nie habe ich meinen Namen so oft rufen hören.  Ihre Schwester Maria hat uns bereits ein Zimmer in Santa Clara reserviert. Mit dicken Küssen und viel Winke werden wir verabschiedet.

In der Universitätsstadt steht ein riesiges Monument von Che Guevara. Ein toller Mann,  der leider vor 50 Jahren schon mit 34 starb.

Beim Essen lernen wir ein kanadischen Paar kennen.  Harold war schon so oft hier,  dass er uns einiges erzählen kann.
Wieder entdecken wir nette Momente...


Die Schweinebucht ist unser nächstes Ziel. Glasklares Wasser lädt uns zum Schnorcheln ein. Es macht so viel Spaß, dass ich Volker nur mit Mühe aus dem Wasser bekomme.

In unserer Casa kommen neue Gäste an. Philipp und Ralf sind zum Tauchen hier. Während wir den interessanten Erzählungen lauschen, kommt Marcela mit einem T-Shirt (The beard is back) . Ich lache mich kaputt.

Für die letzten 3 Nächte gönnen wir uns ein Hotel an dem touristischen Traumstrand Varadero. Beim Bezahlen fragt Volker vorsichtig, ob auch Frühstück dabei ist. Die Dame von Cubatour lacht. Essen und Trinken bis zum Umfallen, rund um die Uhr. Toll, das wollten wir schon immer mal machen. Das Meer ist wunderbar, der Piña Colada süffig und der Sonnenuntergang unvergesslich.

Die letzten Peso wollen wir noch loswerden. Einer alten Dame möchte ich etwas abkaufen. Die selbst gehäkelte Hose probiere ich ihrem Schlafzimmer an und vor lauter Freude küsst sie uns.

Das war ein kleiner Ausschnitt von unseren vielen Eindrücken und Erlebnissen aus Cuba. Die freundlichen Menschen mit ihrer Herzlichkeit haben uns sehr fasziniert.

 

hasta luego!